Urzeitliche Besiedlung der Burganhöhe des Schlosses Èeský Krumlov
 

Der Felsenvorsprung oberhalb des Zusammenflusses der Vltava mit dem Flüsschen Poleènice, auf dem im 13. Jahrhundert die mittelalterliche Burg wuchs, wurde bereits in der Urzeit besiedelt. Die strategische Lage an der Furt lockte herher vor siebentausend Jahren unsere ersten Landwirte. Die waren jedoch bei weitem nicht die letzten. Den Archäologen gelang es diese Tatsache in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts eindeutig zu beweisen. In bedeutendem Maße trug dazu vor allem die archäologische Untersuchung auf dem zweiten Schlosshof bei, die 1995 Archäologen des Budweiser und Krumauer Museums durchführten.

 Gebohrtes steinernes Beil aus Èeský Krumlov - Wende vom 5. zum 4. Jahrtausend vor Christus, archäologischer Fund vom I. Schlosshof des Schlosses Èeský Krumlov, Zeichnung Petra Týlešová, 1996
 Abb. 1
Der älteste archäologische Fund vom Raum des Schlossareals stammt aus der Wende vom 5. zum 4. Jahrtausend vor Christus. Das gebohrte steinerne Beil aus dem Ende der jüngeren Steinzeit - Neolithikum (Abb. 1) wurde zufällig während des 2. Weltkriegs auf dem ersten Schlosshof, ungefähr an der Stelle der Mündung der von der Latrán-Gasse führenden Stiege entdeckt. Der Fund hängt höchstwahrscheinlich mit der Besiedlung im Raum des Unteren Herrengartens im unweiten Latrán zusammen, wo es gelang Überreste einer Siedlung der neolithischen Kultur mit der linearen Keramik aus dem 5. Jahrtausend vor Christus zu entdecken.

Im Jahr 1995 fanden die Archäologen Reste der urzeitlichen Besiedlung direkt auf dem Gipfel des ursprünglichen Felsenvorsprungs, vor dem Gebäude der eggenbergischen Münze auf dem zweiten Schlosshof und untersuchten sie. Einige -zig cm starke Kulturschicht enthielt eine große Menge Bruchstücke keramischer Gefäße (Abb. 2, 3), Tierknochen und auch einen Teil eines Tongewichtes zum Webstuhl (Abb. 2-16). Die Untersuchung bot eindeutige Beweise der Besiedlung im Verlauf zweier urzeitlichen Zeiträume - an der Wende der älteren und mittleren Bronzezeit (ca. 1500 vor Christus) und am Ende der älteren Eisenzeit - Hallstattzeit (ca. 6. Jahrhundert vor Christus). Bereits vor dreitausendfünfhundert Jahren bauten hier unsere damaligen Vorfahren eine Höhensiedlung oder eine kleinere Burgstätte. Ähnliche Lokalitäten gleichen Alters sind in der Region Èeský Krumlov zum Beispiel vom Raum der späteren Burg Dívèí Kámen, oder in der Lage Kleine Burg Velešín - Kamenná vìž oberhalb der Malše bekannt. Alle sind vielleicht Überbleibsel eines Netzes von Stützpunkten auf den Wegen vom Donaugebiet in den böhmischen Talkessel, die bereits in dieser Zeit größere Flüsse umsäumten.

Eine ähnliche Situation kam auf dem Felsenvorsprung in Èeský Krumlov am Ende der älteren Eisenzeit. Das beweisen spärliche Bruchstücke keramischer Gefäße mit fein polierter Grafitoberfläche (Abb. 2-1; 3-1). Auch damals wurden Höhensiedlungen oder Burgstätten auf vielen weiteren strategischen Stellen gebaut. In der Region beweisen es zum Beispiel Funde vom Hügel Raziberg bei Boletice oder vom bereits erwähnten Felsenvorsprung der Burg Dívèí Kámen.

Bruchstücke urzeitlicher keramischer Gefäße von der Untersuchung auf der Krumauer Burg, archäologischer Fund aus dem II. Schlosshof, Zeichnung Petra Týlešová, 1996.
Abb. 2
Bruchstücke urzeitlicher keramischer Gefäße von der Untersuchung auf der Krumauer Burg, archäologischer Fund aus dem II. Schlosshof, Zeichnung Petra Týlešová, 1996.
Abb. 3

Interessant ist das Vorkommen der Keramik aus der späten La-Téne-Zeit - Überbleibsel der Besiedlung im Verlauf des letzten Jahrhunderts vor Christus. Der genaue Ort des Fundes von Scherben aus Grafitton, die mit typischen senkrechten Kämmen verziert sind (Abb. 3-13,14,15,16), ist leider nicht bekannt. Auch hier geht es jedoch wahrscheinlich um einen Beweis der Höhensiedlung. Seine Baumeister wären in diesem Fall die Kelten.

Der Felsenvorsprung am Zusammenfluss der Vltava mit der Poleènice war im Verlauf der Urzeit nicht kontinuierlich besiedelt. Die Menschen nutzten ihn besonders in den Zeiten, als der Bau der Höhensiedlungen oder Burgstätten auch in vielen anderen Regionen Böhmens üblich war - am Ende der älteren Bronzezeit, am Ende der älteren Eisenzeit und in den letzten Jahrzehnten der Herrschaft der historischen Kelten (4. - 1. Jahrhundert vor Christus). Die Lage konnte langfristig von einer kleineren Menschengruppe bewohnt werden, sie konnte als Wachpunkt genutzt werden oder als Refugium - Zufluchtsort in der Zeit der Bedrohung dienen.

(me)

Weitere Informationen :
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